Danzig = Gdańsk zu besuchen, haben wir schon länger im Kopf gehabt. Diese polnische Großstadt mit fast einer halben Million Einwohnern liegt an der Ostsee und es handelt sich um eine ehemalige Hansestadt, in der früher Deutsch gesprochen wurde. Von einer Kursteilnehmerin von mir habe ich den Tipp bekommen, den Besuch dieser Stadt noch mit einer Reise auf die in der Nähe gelegene Halbinsel Hel zu verbinden. Als sie mir verraten hat, dass man auf Hel sogar auf frei lebende Robben treffen kann, stand der Plan fest: Wir wollen uns nicht nur die polnische Metropole, sondern auch die 35 Kilometer lange Halbinsel mit wunderschönen Natursandstränden anschauen.



In Danzig angekommen sind wir gleich mit einem Zug nach Gdynia gefahren, wo wir umsteigen mussten. Weil wir aber ca. 1,5 Stunden Zeit hatten, sind wir ein bisschen spazieren gegangen, mit dem Wunsch, irgendwo etwas zu essen. Die Wahl fiel auf ein georgisches Restaurant kombiniert mit einer Bäckerei, in der man aufgewärmtes Gebäck zum Mitnehmen kaufen konnte. Uns allen hat das mit Gemüse oder Fleisch gefüllte Gebäck geschmeckt und allein die Tatsache – vor der Bäckerei einfach so, ohne Stress, zu stehen und zu essen, die vorbei fliegenden Möwen zu beobachten, rief in mir eine echte Vorfreude und ein Urlaubsgefühl hervor.


Kurz danach sind wir auf die Halbinsel Hel weitergefahren und zwar bis zur Endstation, in den Ort, der auch Hel heißt. Gleich nach dem Ausstieg haben wir die Meeresluft gespürt. Es war aber schon Abend und vollkommen dunkel und deswegen sind wir dann gleich in unsere Unterkunft gegangen und haben uns auf die Erlebnisse des nächsten Tages gefreut.




Nach dem Frühstück, das wir uns in dem kleinen Laden “Claudia” gekauft haben, gegenüber unserer Ferienwohnung, sind wir gleich los ins Terrain gegangen. Durch den Wald, der noch ziemlich im Nebel lag, haben wir uns dem nahegelegenen Strand genähert. Diese für die Ostseeküste typische Landschaft hat mich an unsere frühere Reise nach Zinnowitz auf der deutschen Insel Usedom erinnert. Jetzt in der Nebensaison waren wir hier auf Hel, in diesem Moment, die einzigen Wanderer. Bald haben wir einen wunderschönen Sandstrand erreicht. Weil es vollkommen neblig war, sind wir einfach immer geradeaus gegangen und einige Meter vor uns das Meer geahnt. Und tatsächlich! Nach ca. 100 Metern waren wir am Meeresrand, wo überall im sauberen weißen Sand kleine Muscheln lagen. Es war noch relativ kalt und etwas windig und die Sichtweite war nur einige Meter. Von Robben logischerweise keine Spur. Trotzdem war ich glücklich, wie immer, wenn ich irgendwo an einer Küste stehe, die Wellen beobachte und den Sand unter den Füßen spüre. Und irgendwie habe ich geahnt, dass sich die Wetterlage noch während des Tages ändern wird.



Nach dieser ersten Begegnung mit der polnischen Ostsee sind wir zurück in den Wald gegangen, weil die Kinder dort ein paar Videos drehen wollten. Was für eine Überraschung hat dort auf uns gewartet! In ca. 20-30 Meter Entfernung haben vor uns plötzlich mehrere Wildschweine den Weg überquert, zuerst eine Mutter mit ihren Kleinen und kurz danach noch zwei weitere erwachsene Wildschweine. Sie haben uns sehr wohl gesehen, genauso wie wir sie, trotzdem war die Situation zum Glück irgendwie ganz ruhig und die Wildschweine sind einfach weiter marschiert und wieder im Wald verschwunden. Danach haben wir unseren Weg fortgesetzt, an mehreren Bunkern vorbei bis zum Leuchtturm und danach wieder zum Strand. In diesem Moment schien die Sonne bereits herrlich und wir haben endlich gesehen, wie weit sich der Strand erstreckt und haben diese Atmosphäre einfach genossen.





Der nächste Programmpunkt war ein Mittagessen irgendwo im Ortszentrum. Entschieden haben wir uns für ein Fischrestaurant “Kutter”, das ich auf jeden Fall empfehlen würde. Nach dem Essen mussten wir uns ein bisschen beeilen, weil wir in der Robbenstation (= Fokarium) die Fütterung um 14 Uhr schaffen wollten. Endlich Robben! Zwar nicht in der freien Natur, aber auf den Gedanken, Robben einfach so am Strand zu begegnen, habe ich mittlerweile verzichtet. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es möglich wäre, die Halbinsel Hel ist ja 35 Kilometer lang, aber wahrscheinlich eher irgendwo an einem abgelegenen Ort.





Wir haben nach dem Fokarium-Besuch auf jeden Fall den Stadtstrand genossen, im Sand gelegen und gespielt, sogar mit den Füßen das kalte Wasser getestet (erfrischend!) und ein gutes Eis gegessen. Ein Abendessen haben wir uns in einem Supermarkt besorgt und sind dann am Abend in die Unterkunft zurückgekehrt. Das war unser toller Tag auf der Halbinsel Hel!



Am nächsten Morgen hat uns schon die Zugreise nach Danzig erwartet. Bei vollem Sonnenschein sind wir am Hauptbahnhof (Gdańsk Główny) angekommen und gleich ins Zentrum, in die “Rechtstadt” gegangen. Nach dem Mittagessen im Restaurant “Pan Papuga” haben wir unser Gepäck in die Unterkunft gebracht. Unser Apartament Świętego Ducha war einfach herrlich. Die zentrale Lage, der tolle Fensterausblick und die gemütliche Atmosphäre – traumhaft!






Allerdings sind wir nicht lange sitzen geblieben, weil wir am Nachmittag noch die Stadt erkunden wollten. Der Spaziergang im Zentrum war einfach ein Traum – da sagen die Fotos mehr als tausend Wörter. Mich persönlich haben die Architektur, die farbigen Fassaden und auch die modernen Häuser am Fluss Motława angesprochen, die den traditionellen, für diese Gegend typischen Baustil kopieren. Den Kindern hat zum Beispiel die Ziehbrücke gefallen, die in Abständen für Fußgänger da ist oder eben nach oben gezogen wird, damit Schiffe durchfahren können. Nach einer kurzen Pause, die wir Gofry (=Waffeln) mit Nutella und Erdbeeren gewidmet haben, sind wir weiter spazieren gegangen, die Marienkirche (die größte Backsteinkirche der Welt) und die tollen Straßen der Stadt bewundert. Dieser Tag war fast sommerlich und auch noch am Abend haben viele Leute in zahlreichen Cafés und Restaurants gesessen und die Osterzeit genossen.







Der nächste Tag war bewölkt und wir haben uns Richtung Hafen begeben. Am Museum des 2.Weltkrieges vorbei, bis zum Gebiet, in dem sich in den 1980er Jahren aus der Arbeiterbewegung die Gewerkschaft Solidarność zu einer der größten friedlichen Freiheitsbewegungen des 20. Jahrhunderts entwickelte. Sie hatte entscheidenden Einfluss auf die politische Wende in Polen und das Ende des Kommunismus im gesamten Ostblock. Danach sind wir mit der Straßenbahn in einen anderen Stadtteil – Wrzeszcz (ich weiß immer noch nicht, wie man den Namen richtig ausspricht) – gefahren. Laut Internetquellen sollte man nicht die hippe Wajdeloty Straße mit ihren netten Cafés und Läden verpassen. Die Straße ist tatsächlich schön, aber am Ostersamstag war hier logischerweise nicht so viel los. Vor dem Geburtshaus des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Günter Grass standen wir als die einzigen Touristen, genauso wie am Günter Grass’ Denkmal in der Nähe. Hier sitzen die Statuen von Oskar Matzerath, die Hauptfigur des Romans “Die Blechtrommel”, und Günter Grass selbst.




Den Ostersonntag haben wir dem Ausflug nach Sopot, einer Stadt in der Nähe von Danzig, gewidmet. Der berühmte Badeort mit der längsten Seebrücke Europas ist ein beliebtes Ausflugsziel und die langen weißen Strände locken in der Nebensaison zu einem Picknick oder einem langen Spaziergang. Das letztere haben wir auch getan, indem wir immer geradeaus Richtung Gdańsk, über die Strände von Jelitkowo und Brzeźno gegangen sind. Es war sonnig und nicht kalt und wir konnten barfuß gehen, was den Spaziergang noch angenehmer gemacht hat. Danach sind wir mit der Straßenbahn wieder ins Zentrum gefahren. An diesem Tag haben wir auch das alte Rathaus und die alte Mühle gesehen und am späten Nachmittag gab es noch Gofry (= Waffeln) zum zweiten Mal. Welch ein schöner Abschluss unserer Reise :)!














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